Am Freitag, den 20.06.2025 machte sich eine Delegation von zehn Schiedsrichtern auf Einladung der AIA Bolzano aus Italien, auf den Weg zu einem Schiedsrichterturnier in Gossensass (Südtirol). Nachdem im Laufe des Abends alle Teilnehmer im Turnierort angekommen waren, war die Motivation groß, am nächsten Tag erfolgreich in das Turnier zu starten. Was am Morgen des 21.06.2025 mit großer Freude begann, sollte sich im Laufe des Tages und in Folge grober Fouls, Tätlichkeiten, wahnwitziger Schiedsrichterentscheidungen und einer alles andere als fairen Turnierleitung zu einem echten Desaster entwickeln. Aber alles der Reihe nach.

Nachdem unsere Mannschaft am Morgen in der Unterkunft ein kurzes und mäßiges Frühstück zu sich nehmen durfte, erfolgte gegen 9 Uhr der Anpfiff zum ersten Spiel gegen die AIA Fermo. Durch eine sehr gute Defensivleistung und ein sauber zu Ende gespielter Angriff konnte unsere Mannschaft in der 17. Minute der 20-minütigen Spielzeit mit 1:0 in Führung gehen. Leider kassierte unsere Mannschaft in der Folge eines direkt verwandelten indirekten Freistoßes das 1:1 in der letzten Minute. Es war die erste, aber leider nicht die letzte kuriose Entscheidung der Schiedsrichter an diesem Tag.

Im zweiten Spiel gegen AIA Pinerolo sollte unsere Mannschaft nun endgültig erkennen, dass wir als Gäste bei diesem Turnier nicht willkommen waren. Bereits nach etwa fünf Minuten wurde einer unserer Spieler als letzter Mann völlig frei vor dem Tor umgerissen, woraufhin der Schiedsrichter lediglich eine gelbe Karte zeigte. Zwei grobe Foulspiele gegen unsere Spieler mit Grätschen auf Hüfthöhe und mit beiden Beinen voraus in den Mann blieben sogar völlig ohne Karte und lediglich mit einem Freistoß bestraft. Ein klarer Strafstoß wurde uns in diesem Spiel ebenfalls verweigert, nachdem zwei Gegenspieler einen unserer Spieler mit beiden Händen zu Boden gerungen hatten. In Folge zweier individueller Fehler auf unserer Seite wurde das Spiel darüber hinaus zu allem Überfluss auch noch mit 2:1 verloren, sodass die Chancen auf ein Weiterkommen weiter gesunken waren. Im Nachgang des Spiels diskutierte unsere Mannschaft zum ersten Mal darüber, wie wir uns weiter verhalten sollen, sollten unsere Spieler weiterhin mit dieser Brutalität gefoult werden, ohne das die Schiedsrichter dagegen etwas tun würden.

Glücklicherweise war das dritte Spiel dann aber geprägt von großer Fairness und einem alles in allem guten Schiedsrichter im letzten Gruppenspiel gegen AIA Genova. Nachdem wir allerdings erneut durch individuelle Fehler schnell 0:2 zurücklagen, zeigte unsere Mannschaft große Moral und erzielte in der Folge innerhalb von zwei Minuten das 2:2 durch ein Kopfballtor und eine schöne Kombination über mehrere Stationen. Durch den Sieg im obligatorischen Elfmeterschießen hatten wir anschließend sogar noch die Chance auf ein Weiterkommen, welches allerdings durch ein Unentschieden im letzten Spiel der Gruppe zunichte gemacht wurde.

Nach einer etwa vierstündigen Mittagspause, die mit einem Besuch im Schwimmbad überbrückt wurde und allen die nötige Abkühlung von den heißen Temperaturen bot, sollte unsere Mannschaft gegen 17:30 das erste von drei Spielen in der Plazierungsrunde gegen AIA Chiavari spielen. Es sollte zugleich das letzte Spiel unserer Mannschaft in diesem Turnier sein. Bereits nach circa zwei Minuten gab es eine Flanke in Richtung Strafraum, der von einem Verteidiger mit beiden Händen über dem Kopf abgelenkt wurde. Alle erwarteten einen Freistoßpfiff, der zum Erstaunen aller ausblieb. Stattdessen erklärte der Schiedsrichter auf Nachfrage, dass es sich um den Kopf des Spielers gehandelt habe. Das konnte man noch mit einem Schmunzeln weglächeln, ebenso wie eine ähnliche Situation, als ein Spieler des Gegners den Ball etwa einen Meter vor der Seitenlinie gefangen hatte und der Schiedsrichter uns lediglich einen Einwurf zusprach. Es folgte eine gute Phase unserer Mannschaft, in der wir uns mit dem 1:0 belohnten. Dann gab es die Szene des Spiels bzw. des Turniers. Nachdem einer unserer Spieler den Ball auf das Tor geschossen hatte, wurde er durch seinen Gegenspieler von hinten umgetreten und anschließend am Boden liegend mit voller Absicht mit den Stollen in den Bauch getreten. Der Schiedsrichter teilte mit, er habe die Situation wahrgenommen und zeigte dem Spieler die gelbe Karte. Auf erneute Nachfrage, warum es gelb gibt, aber keinen Freistoß wurde nun mitgeteilt, dass die gelbe Karte nicht wegen Fouls gezeigt wurde, sondern wegen Meckern und dass es kein Foul gewesen sei.  Interessanterweise lachte der Schiedsrichter anschließend mit dem Spieler während unser Spielers mit großen Schmerzen am Boden lag. In den letzten Minuten folgte dann noch eine glatt rote Karte gegen unsere Mannschaft für ein höhnische Klatschen über eine erneute Fehlentscheidung gegen unsere Mannschaft, die selbstverständlich völlig überzogen war. Trotz aller Ungerechtigkeiten konnte uns in diesem Spiel der Sieg mit 1:0 nicht mehr genommen werden.

Nachdem Spiel folgten rege Diskussionen mit der Turnierleitung über das grob unsportliche Verhalten des Gegners und der wahnwitzigen Entscheidungen des Schiedsrichters. In der emotionalen Aussprache wurde dann sogar einer unserer Spieler durch den Turnierleiter weggeschubst. Die Turnierleitung warf uns vor, wir seien das Problem und wir würden die Regeln und Werte des Turniers nicht akzeptieren. Nachdem sich alle ein wenig beruhigt hatten stand eine Teamsitzung an. Nach einigen Beratungen entschieden wir uns dafür die Polizei hinzuzuziehen uns den Spieler, der getreten hat anzuzeigen. Auf Nachfrage, ob die Turnierleitung uns wegen der Sprachblockade zwischen uns und der italienischen Polizei unterstützen würde, bekamen wir schließlich mitgeteilt, dass wir aus dem Turnier ausgeschlossen werden, sollten wir eine Anzeige bei der Polizei machen. Als Begründung wurde genannt, dass dieses Vorgehen mit den Werten und der Philosophie des Veranstalters nicht im Einklang stehen würde. Nach einer weiteren Besprechung im Team wurde dann schließlich beschlossen, freiwillig aus dem Turnier auszuscheiden und die Polizei wurde eigenständig hinzugezogen. Nach einem etwa zweistündigen Polizeieinsatz fuhren wir anschließend zurück in die Unterkunft und reisten entgegen der eigentlichen Planung noch am Abend aus Italien ab.

Abschließend möchten wir uns bei dem Veranstalter AIA Bolzano für die Einladung und die Organisation des Turniers bedanken. Allerdings halten wir fest, dass wir die Werte des Veranstalters nicht teilen und zukünftig sicherlich nicht wieder teilnehmen werden. Besonders traurig finden wir, dass ein Turnier zwischen Schiedsrichtern eine solches Ausmaß an Unsportlichkeit und Aggressivität bieten musste und dass wir als Gäste nicht respektiert und akzeptiert, sondern im Gegenteil offensichtlich und klar nachteilig behandelt wurden. Der Spaß und gegenseitige Austausch, der unserer Meinung nach eigentlich im Vordergrund stehen sollte, wurde uns von Anfang an genommen. Es bleibt eine Erfahrung, die unseren Spielern noch lange, wenn auch nicht nur in positiver Erinnerung bleiben wird.

gez.
Manuel Mück
Schiedrichterobmann